Einfluss äußerer Grenzflächen auf die dielektrische Diagnose betriebsgealterter Hochspannungsdurchführungen

Abstract:
Dielektrische Diagnosen an Durchführungen können vor Ort in undefinierter Weise von parasitären Strömen beeinflusst werden, die über äußere Grenzflächen Zutritt zu den Steuerbelägen finden. U. U. sind Verlustfaktoren sowie Polarisations- und Depolarisationsströme (PDC) scheinbar erhöht oder erniedrigt, bis hin zur Polaritätsumkehr. Es wird deshalb untersucht, inwieweit dielektrische Messungen auf die Eigenschaften des Hauptdielektrikums bezogen werden dürfen. Hierzu werden Messungen an Durchführungen mit Simulationsrechnungen auf der Basis einer räumlichen Diskretisierung und auf der Basis gemessener Materialparameter verglichen. Dabei zeigt sich, dass eine Empfindlichkeit gegen Umgebungseinflüsse auch bei betriebsfrequenten Verlustfaktoren vorhanden ist, allerdings schwächer ausgeprägt als bei langsam veränderlichen PDC-Strömen. Es wird vorgeschlagen, durch Messungen ohne und mit leitfähigen Bandagen an Hochspannungs- bzw. Erdpotential Grenzen (Worst-Case-Szenarien) zu ermitteln, mit der eigentlichen Diagnosemessung zu vergleichen und eine Schätzung für die Eigenschaften des Hauptdielektrikums abzuleiten. Durch dieses Vorgehen konnten kritisch gealterte Öl-Papier-Transformator-Durchführungen durch PDC-Analyse erkannt werden, obwohl der 50-Hz-Verlustfaktor bei Raumtemperatur noch keine entsprechenden Indikationen lieferte. Damit ergeben sich neue Möglichkeiten für die Bewertung von Durchführungsisolationen im eingebauten Zustand vor Ort und bei Umgebungstemperatur.