Der Einfluss mentaler Leistung auf die Interaktion mit Technik: Spielt leichte kognitive Beeinträchtigung eine Rolle?

Conference: Lebensqualität im Wandel von Demografie und Technik - 6. Deutscher AAL-Kongress mit Ausstellung
01/22/2013 - 01/23/2013 at Berlin, Deutschland

Proceedings: Lebensqualität im Wandel von Demografie und Technik

Pages: 5Language: germanTyp: PDF

Personal VDE Members are entitled to a 10% discount on this title

Authors:
Schmidt, Laura I. (Netzwerk AlternsfoRschung (NAR), Universität Heidelberg, Deutschland)
Wahl, Hans-Werner (Abteilung für Psychologische Alternsforschung, Psychologisches Institut, Universität, Heidelberg, Deutschland)
Plischke, Herbert (Generation Research Program (GRP), LMU München, Deutschland)

Abstract:
Im Zuge des demografischen Wandels und der fortschreitenden Technisierung in unserer Gesellschaft werden technische Möglichkeiten zur Unterstützung älterer Menschen verstärkt diskutiert. Jedoch schließen Studien zur Technikhandhabung Menschen im höheren Erwachsenenalter meist nicht mit ein. Besonders bei nachlassender Merkfähigkeit könnte benutzerfreundliche Technik vielfältige Alltagsaktivitäten erleichtern und zur Lebensqualität beitragen. Andererseits können Geräte mit ungünstigem Design oder komplizierter Handhabung auch Hindernisse darstellen. Es gibt inzwischen Belege, dass Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung Technik als schwieriger zu nutzen wahrnehmen, aber bisher existieren nur sehr wenige Studien, die diese Personengruppe als aktive Techniknutzer einbeziehen. In diesem Beitrag wird daher der Technikumgang von Menschen mit und ohne kognitive Beeinträchtigung am Beispiel dreier Geräte untersucht. Es werden kognitive Testverfahren (z. B. für das Arbeitsgedächtnis) sowie weitere psychologische Faktoren wie Selbstwirksamkeitserwartungen, Einstellungen zu Technik und Obsoleszenzerleben (d.h. das Gefühl, rückständig und „veraltet“ zu sein) herangezogen. Probanden ohne kognitive Einbußen werden mit solchen verglichen, bei denen eine leichte kognitive Beeinträchtigung (mild cognitive impairment = MCI) diagnostiziert wurde. Die vorläufige Stichprobe des Projekts besteht aus N = 42 Teilnehmern (Alter: M = 73), davon 21 ohne und 21 mit MCI. Die Teilnehmer wurden während der Bearbeitung von Aufgaben mit drei technischen Geräten (Blutdruckmessgerät, Mobiltelefon, E-Book Reader) gefilmt, und die dabei auftretenden Fehler von zwei unabhängigen Beurteilern ausgewertet. Probanden mit MCI brauchten mehr Zeit für die Aufgaben und machten mehr Fehler. Sie erreichten weniger Punkte in den kognitiven Tests und hatten eine geringere Selbstwirksamkeit, unterschieden sich aber im Vergleich zur kognitiv gesunden Gruppe nicht in ihrer Technikeinstellung. Sowohl die Leistung im Arbeitsgedächtnis als auch im räumlichen Vorstellungsvermögen hingen mit der erfolgreichen Bearbeitung der Technikaufgaben zusammen. Über alle Geräte hinweg korrelierte stärkeres Obsoleszenzerleben mit einer höheren Fehlerzahl und einer längeren Bearbeitungszeit, beim Mobiltelefon zeigte sich dieser Zusammenhang auch für die Selbstwirksamkeit, während die Technikeinstellung sich davon weitestgehend unabhängig war. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl kognitive als auch weitere psychologische Faktoren zur Erklärung der Unterschiede im Technikumgang beitragen können.