Zum Unterschied zwischen qualitätssichernden Hochspannungs-Prüfungen vor Ort und diagnostischen Prüfungen unter besonderer Beachtung von Kabelsystemen

Abstract:
Vor-Ort-Prüfungen werden häufig nach ihrer technischen Ausführbarkeit bewertet, weniger nach ihrem Zweck. Dabei wird oft kein deutlicher Unterschied zwischen qualitätssichernden Abnahmeprüfungen an neuen, vor Ort montierten Systemen (z. B. Kabelsysteme oder GIS) und diagnostischen Prüfungen an betriebsgealterten Systemen gemacht. Es ist aber gerade der Prüfzweck, der die Auswahl der Prüfverfahren und der Prüfspannungen bestimmen sollte. Für qualitätssichernde Hochspannungsprüfungen beim Hersteller werden Spannungsformen und Prüfspannungshöhe nach den in einem Jahrhundert gewachsenen Standards der Isolationskoordination festgelegt. Ein Kabelsystem entsteht erst durch Verlegung und Montage vor Ort. Es liegt also auf der Hand, dass an die vor Ort zu verwendenden Prüfspannungen Anforderungen gestellt werden, die denen bei Werksprüfungen wenigstens nahe kommen. Für AC-Kabelsysteme genügen Wechselspannung-Prüfungen im Bereich der Netzfrequenz dieser Forderung, wenn möglich ergänzt durch Teilentladungsmessungen. Mit der erfolgreichen Abnahmeprüfung eines Kabelsystems geht dieses an den Nutzer über. Mit diagnostischen Prüfungen und Messungen können nun für ein betriebsgealtertes Kabelsystem Rückschlüsse auf das Betriebsrisiko gezogen werden. Im Gegensatz zur Qualitätssicherung gibt es hierfür keine Standards, sondern bestenfalls unverbindliche Empfehlungen zur Auswahl von Spannungsform und -höhe. Die Konsequenzen für qualitätssichernde und diagnostische Vor-Ort-Prüfungen werden anhand von Standards und Vergleichen erläutert.