Erfahrungsbericht eines städtischen Netzbetreibers: Umstellung der Sternpunkterdung von erdschlusskompensiert auf niederohmig

Inhalt:
Das Mittelspannungsnetz der MVV Energie AG wird derzeit mit verschiedenen Sternpunktbehandlungen betrieben. Teile des Mittelspannungsnetzes werden mit einer kompensiertem bzw. gelöschtem Sternpunkt betrieben, ein anderer mit einer niederohmigen Sternpunkterdung. Der Vorteil des über eine Petersenspule betriebenen kompensierten Netzes liegt im Wesentlichen darin, dass im Erdschlussfall im Vergleich zu starr geerdeten Netzen nur ein kleiner Erdfehlerstrom auftritt, der eine Fortführung des Netzbetriebes ohne Abschaltungen erlaubt. Dem gegenüber steht durch eine im Erdschlussfall u. U. lang anhaltende Spannungserhöhung der gesunden Phasen die erhöhte Gefahr von Mehrfachfehlern (z. B. Doppelerdschlussfehlern, Ferrantieffekt im Nullsystem) und höhere transiente Erdschlussüberspannungen. Darüber hinaus ist die Netzgröße bei gelöschten Netzen durch die Höhe des Reststromes (ca. 10% des Erdschlussstroms) begrenzt. Als Alternative bietet sich eine niederohmige Sternpunkterdung an. Durch den deutlich höheren Fehlerstrom ist zwar kein unterbrechungsfreier Netzbetrieb im Erdschlussfall mehr möglich, die fehlerbehafteten Betriebsmittel werden aber schnell und selektiv von Schutzgeräten freigeschaltet. Diese Variante erlaubt auch das Zusammenschalten von Netzbereichen zu größeren Netzgruppen. Darüber hinaus treten kaum transiente Überspannungen auf. Bei der niederohmigen Sternpunkterdung sind jedoch 3-phasige Netzschutzausführung (bei gelöschtem Sternpunkt nur 2-phasig) notwendig. Im Folgenden wird die Motivation sowie die Vorgehensweise bei der Umstellung eines Teilnetzes von erdschlusskompensiert auf niederohmig geerdet vorgestellt.