Zur Geographie struktureller und direkter Gewalt

Konferenz: Angewandte Geoinformatik 2010 - 22. AGIT-Symposium
07.07.2010 - 09.07.2010 in Salzburg, Austria

Tagungsband: Angewandte Geoinformatik 2010

Seiten: 6Sprache: DeutschTyp: PDF

Autoren:
MEYER, Werner (BFS, Schweiz)

Inhalt:
In einem AGIT-Beitrag "Zeig mir die Achse des Bösen - Geostatistische Welt-Bilder" wurde dargelegt, dass die weltweite Armut, wie sie die UNO in den Millenniumzielen 2015 bekämpfen will, sehr starke geographische Muster erkennen lässt. Die Hauptindikatoren des Millenniumsprogramms, der Human Development Index, seine Hauptkomponenten Einkommen, Bildung und Gesundheit oder eben Armut, Bildungsbarrieren und Krankheit/Kindersterblichkeit und viele der Detailmessgrößen sind stark räumlich autokorreliert. Das Elend der Welt konzentriert sich auf Afrika südlich der Sahara und - mit etwas größeren Aussichten auf Besserung - auf Südasien. Wenn wir diese strukturelle Gewalt mit der direkten, kriegerischen vergleichen, ergibt sich ein verblüffendes Resultat: bei Kriegen ist heute kaum eine räumliche Autokorrelation festzustellen. Obwohl wir ein Bild des Krieges als sich ausbreitende Epidemie in strukturell anfälligen Räumen haben und kaum jemand am Einfluss struktureller Gewalt (Ausbeutung, Kampf um Lebenschancen, Ressourcen und Macht) auf direkte Gewalt zweifelt, schlagen weder die räumlichen Muster dieser Strukturen auf das Kriegsgeschehen durch noch wird darin der "Ansteckungseffekt" der direkten Gewalt sichtbar. Der Artikel konzentriert sich auf die Anwendung von GIS-Science auf die Vermessung und Erklärung dieses (Nicht-)zusammenhangs.